Worüber sprechen Menschen in einem Trauercafé?
In einem Trauercafé treffen sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Themen. Da es ein offenes Angebot ist, melden sich die meisten Besucher*innen nicht vorher an. Manche trauern um ihren Partner, um ihre Kinder, um Eltern, um Freund*innen oder Geschwister. Bei manchen liegt der Trauerfall nur wenige Wochen und Tage zurück, bei anderen bereits zwei, drei Jahre. Aus dem Projekt, dass ich fünf Jahre lang geleitet habe, haben wir Erfahrungen gesammelt, worüber sich Menschen in einem Trauercafé unterhalten.
Die Themen und Häufigkeit der Gespräche die in der Gruppe im ersten Jahr angeschnitten wurden, haben wir stichwortartig erfasst. Eine Person aus dem Team, die wir vorher bestimmt hatten, notierte mit, so gut sie konnte, und wir ergänzten das dann später aus dem Gedächtnis. Der Gesprächsverlauf war oft ganz unterschiedlich: Eine Anfangsrunde machten wir fast immer, in der die Personen kurz sagen konnte, um wen sie trauern, wie lange es her ist und ob sie ein Thema mitgebracht hätten. Wenn ein neue*r Besucher*in in der Anfangsrunde zu lange sprach, dann bremsten wir behutsam aus, um die Runde fortzusetzen. Anfangs hatten wir uns noch Themen ausgedacht, merkten aber sehr schnell, dass aus den Anfangsrunden so viele Themen kamen, dass wir keine vorbereiteten Themen einbringen mussten.
Nach der Anfangsrunde folgte meistens ein Großgruppengespräch, das von einem von uns behutsam moderiert wurde. Dieses konnte nur 15 Minuten andauern oder bis zu einer Stunde gehen. Nur zweimal in den ersten vier Jahren ist es uns gelungen, das Großgruppengespräch über die gesamte Zeitdauer hin auszudehnen. In den meisten Fällen zerfiel die Gruppe nach 30 bis 45 Minuten in Kleingruppengespräche, wobei die haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Trauercafés sich um den Tisch verteilt hatten und am Platz Kleingruppengespräche moderierten oder Einzelgespräche mit ihren Sitznachbarn führten. Die daraus resultierende Geräuschkulisse war nicht für alle angenehm. Aber so ergaben sich mehr natürliche Kontakte zwischen den Besuchern, und es wurde sich auch mal umgesetzt. Wir verstanden uns nicht als Therapiegruppe, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe, und förderten eine aufgelockerte Atmosphäre.
Im ersten Jahr dominierten die beiden Themen: „Bewältigung akuter Trauer“ und „Erlebnisse der letzten Tage im Krankenhaus, Pflegeheim oder Hospiz“ und „Schuldgefühle“, "Erinnerungen zur Krankheit des Verstorbenen".
Die Entwicklung der Themen veränderte sich in den folgenden drei Jahren. Da immer wieder neue Personen hinzukamen, waren auch weiterhin die Themen „Bewältigung akuter Trauer“ und „Erlebnisse der letzten Tage im Krankenhaus, Pflegeheim oder Hospiz“ sehr prominent vertreten. Weitere sehr häufige Themen waren der „Rückzug von Freunden und Bekannten“ und Bewältigung des Alltags, insbesondere das Ausfüllen von Rollen, die vorher dem Partner oder der Partnerin vorbehalten waren wie Kochen oder kleinere Reparaturen. Es wurde wirklich sehr häufig thematisiert: „Rückzug von Freunden und Bekannten“, eigentlich ein Dauerbrenner in unserem Trauercafé. Interessant war, dass neue Themen aufkamen, die im Sinne von Verena Kast den neuen Lebens- und Weltbezug aufscheinen ließen wie Interesse an neuem sozialen Engagement und Ehrenamt, Verstärkung des neuen sozialen Netzwerks und sogar das Thema „Suche neuer Partner*in“.
Insgesamt dreimal kam es für uns zu beobachtbaren Konflikten unter den Trauergästen selbst. Ein Thema war dabei: „Wer darf wie viel Trauern? Wer hat mehr Recht auf Trauer, wer um einen Partner, um seine Mutter oder um seinen Sohn trauert?“ Außerdem wurde mehrmals thematisiert, ob wir die „Fortgeschrittenen Trauernden“ in ein eigenes Angebot einladen oder an einen eigenen Tisch setzen könnten oder ob sich alles mischen dürfte oder mischen müsste an einem Tisch. Ein Witwer, der immer sehr viel Redebedarf hatte, thematisierte sehr eingehend, dass er noch sehr unter seiner eigenen Trauer leide und nicht mehr zuhören könnte, wenn immer wieder neue Personen kämen, die ebenfalls viel Redebedarf hätten. Diese Person schied dann auch sehr bewusst aus dem Trauercafé aus, worüber von den anderen noch mehrmals gesprochen wurde. Der Herr fühlte sich nicht mehr wohl und es war für uns nicht möglich, ihn länger zu binden.
Die Meinungen der fortgeschrittenen Trauernden, die dennoch dabei blieben, waren geteilt. Einige hätten sich sehr ein neues Angebot gewünscht, wollten dafür aber auch keinerlei Eigenverantwortung übernehmen. Andere waren erfreut dabei, für die neuen Trauernden da zu sein und von ihren Erfahrungen zu erzählen. Wir wiesen immer wieder auf die Angebote der Seniorenbegegnungsstelle in unserem Hause hin, die ein offenes, abwechslungsreiches Freizeitprogramm bietet. Einige Trauernde verabredeten sich auch zu einzelnen Programmpunkten, andere gingen miteinander spazieren oder tauschten Telefonnummern aus.
Mehrmals haben wir auch mit einer Pinnwand gearbeitet, an der Aushänge gemacht werden konnten, wer wen sucht z.B. zum Spaziergang, Essen gehen oder Kinobesuch. Dies wurde aber wenig genutzt. Wir beobachteten, dass die Kontakte eher persönlich untereinander im Vertrauen ausgetauscht wurden.
Wir selbst haben nur sehr wenige Kontaktdaten von all den Besuchern und Besucherinnen erfasst. Es gab dazu nur wenige Anlässe: Spendenbescheinigungen und Einladungen und Anmeldungen zu Veranstaltungen in der Seniorenbegegnungsstätte oder beim Welthospiztag. Die besondere Niedrigschwelligkeit des Angebots ließ es für uns geboten erscheinen, keine Daten zu erfragen, wenn nicht Kontakte gewünscht waren.
Wer mehr erfahren möchte über Trauercaféarbeit, kann dies in meinem Buch „Aufbau und Leitung eines Trauercafés – ein Erfahrungsbericht“, erschienen im Tredition Verlag nachlesen. Hier können Sie das Buch bestellen:
Aufbau und Leitung eines Trauercafés - Hier kaufen!
Wer eine Liste der Frankfurter Trauerangebote haben möchte, kann mich gerne anmailen.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
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Gotthard Haushofer (Montag, 26 November 2018 14:05)
Ihre Ausführungen berühren mich und zeigen für mich wichtige und hilfreiche Perspektiven auf.
Ich wäre für die Zusendung der Liste mit den Themen für die Begegnungen im Trauercafé sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Gotthard Haushofer
gotthard.haushofer@gmail.com
Monika Müller-Herrmann (Montag, 26 November 2018 18:41)
Vielen Dank, Herr Haushofer. Gerne schicke ich Ihnen die Liste zu!
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Gabriele Reinhard (Donnerstag, 03 Januar 2019 21:42)
Guten Tag Frau Müller-Herrmann,
vielen Dank für Ihren Artikel. Auch ich würde mich über die Zusendung Ihrer Liste freun.
Vorab schon mal vielen Dank.
Herzlichen Gruß
Gabriele Reinhard
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 04 Januar 2019 07:48)
Liebe Frau Reinhard,
bitte schreiben Sie mir eine Email, dann kann ich Ihnen die Liste zusenden. Die ganze Liste und viel mehr Informationen über Trauercafés finden Sie auch in meinem Buch "Aufbau und Leitung von Trauercafés".
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Michael Oberländer (Mittwoch, 04 Dezember 2019 18:45)
Sehr geehrte Frau Müller-Herrmann,
ich bitte um Zusendung einer Themenliste unter: pastor@efg-velbert.de
Vielen Dank und freundliche Grüße asu Velbert,
Mihael Oberländer
info@hospizdienst-chattengau.de (Donnerstag, 12 Dezember 2019 12:19)
Sehr geehrte Frau Müller-Herrmann,
ich bitte um Zusendung einer Themenliste unter.: info@hospizdienst-chattengau.de
Vielen Dank
Marianne Schettkat
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 13 Dezember 2019 09:45)
Sehr gerne Frau Schettkat,
gerne sende ich Ihnen die Liste zu. Sie ist aber auch in meinem Buch über Aufbau und Leitung eines Trauercafés enthalten, darin sind viele weitere Informationen zu dem Thema zu finden.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
Christa Niederöst (Samstag, 25 Januar 2020 22:33)
Guten Tag Frau Müller
bin auf der Suche nach Themen bei Ihnen hier gelandet. Würden Sie mir die Themenliste schicken?
c.niederoest@niederamtsued.ch
Herzlichen Dank und freundliche Grüsse
Christa Niederöst
Ulrike Peters (Donnerstag, 21 Mai 2020 08:28)
Guten Tag Frau Müller - Herrmann,
Danke für Ihren Erfahrungsbericht, sehr informativ. Würden Sie mir bitte die Themenliste zusenden.
ulrike.peters@hotmail.de
Vielen Dank und alles Gute für Sie
Ulrike Peters
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 21 Mai 2020 09:16)
ich schicke gerne weiterhin allen Interessierten die Liste zu, weise aber daraufhin, dass sie in meinem Buch enthalten ist: "Aufbau und Leitung eines Trauercafés" und dass darin weitaus mehr Erfahrungen festgehalten sind.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
Astrid Bangert (Dienstag, 13 Juli 2021 19:29)
Guten Tag Frau Müller-Herrmann!
Danke für die ausführlichen Informationen. Auch an Ihrem Buch bin ich interessiert. Wären Sie so freundlich und senden mir die Liste zu. Bedanke mich recht herzlich, Grüße
Astrid Bangert
astrid.bangert@t-online.de
Angelika Meier (Dienstag, 01 Februar 2022 15:22)
Guten Tag Frau Müller Hermann,
ich würde mich freuen wenn sie mir ihre Themen -Liste zusenden.
angelika.meier@caritas-aichach-friedberg.de
Vielen herzlichen Dank im Voraus und weiterhin viel Kraft für Ihren Dienst.
Angelika Meier
Margarethe Rohnke (Mittwoch, 02 März 2022 20:32)
Guten Tag, nachdem ich einige Jahre in Fulda geschlosseneTrauergesprächskreise geleitet habe, 'moderiere' ich seit einem Jahr zweimal im Monat virtuelle Trauergesprächsabende. Das eine Angebote ist offen, das andere ist für 'junge Witwen mit Kindern im schulpflichtigen Alter'.
Ich würde mich freuen wenn Sie mir Ihre Themen -Liste zusenden.
Vielen Dank, lG Margarethe Rohnke
margarethe.rohnke@malteser.org
Andrea Schu (Dienstag, 31 Januar 2023 22:07)
Hallo und guten Abend, ich habe heute Ihre Seite entdeckt und bin natürlich auch an der Liste der Themen für Trauercafès interessiert, weil wir seit einem Jahr ein Trauercafè in Dortmund aufbauen und wir selbstverständlich gerne über unseren Tellerrand hinweg schauen und gerne von Erfahrungen anderer profitieren möchten.
Eine Zusendung wäre sehr nett.
Vielen Dank schon einmal im voraus. Mit besten Grüßen aus Dortmund
Andrea Schu
Andrea Schu (Dienstag, 31 Januar 2023 22:09)
Nachtrag: eigentlich sehen Sie vermutlich die Mailadresse, aber zu aller Sicherheit:
schu-a@t-online.de
Vielen Dank.
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 01 Februar 2023 13:48)
Liebe Frau Schu,
danke für Ihr Interesse. Ich habe Ihnen heute Morgen schon geschrieben. Für alle. die sich ausführlicher mit dem Thema beschäftigen wollen: Sie finden die Tabellen und viele weitere Informationen zum Trauercafé in meinem Buch "Aufbau und Leitung eines Trauercafés" im Verlag Tredition.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
moka.guenrther@gmail.com (Samstag, 18 Februar 2023 12:23)
Hallo Frau Müller-Herrmann, wir möchten in unserer evangl. Gemeinde in Rathenow mit einem Trauercafe für Hinterbliebene beginnen. Es wäre schön, wenn sie mir die Themen-Liste senden würden. Wir, d.h ., unser Pfarrer und
eine Vorbereitungsgruppe trifft sich am Mittwoch, d. 23.02.23.
Vielen Dank und mit besten Grüßen
Monika Günther
Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 19 Februar 2023)
Liebe Frau Günther,
ich habe Ihnen heute Morgen eine ausführliche Email geschrieben. Ganz herzliche Grüße nach Rathenow, mit dem ich familiär sehr verbunden bin... die Welt ist doch klein!
Mit herzlichen Grüßen und danke für Ihr Interesse,
Monika Müller-Herrmann
Beate Künzl (Mittwoch, 09 August 2023 05:49)
Guten Morgen Frau Müller-Herrmann!
Können sie mir bitte die Themenliste auch zuschicken? Wir haben im März diesen Jahres mit dem Trauercafe begonnen und ihre Liste wäre sehr unterstützend. Danke
beate@kuenzl.at
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 10 August 2023 09:29)
Liebe Frau Künzl,
gerne schicke ich Ihnen die Liste zu.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Roswitha Hopper (Dienstag, 24 September 2024 15:26)
Liebe Frau Müller-Herrmann,
gerade habe ich im Internet Ihre Seite entdeckt. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einem Trauercafé und wäre Ihnen für die Zusendung einer Themenliste sehr dankbar. Ihr Buch "Aufbau und Leitung eines Trauercafés" habe ich mir eben bestellt.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Roswitha Hopper
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 25 September 2024 18:40)
Liebe Frau Hopper,
wenn Sie sich das Buch bestellt haben, brauchen Sie die LIste nicht extra, sie ist aus dem Buch bzw. im Buch enthalten. Wenn Sie sich weiter fortbilden wollen als Trauerbegleiterin, ist vielleicht die Trauer Online Akademie etwas für Sie?
Herzliche Grüße
Monika Müller-Herrmann