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Gruppeninventur in einem Trauercafé

Gruppeninventur in einem Trauercafé

 

 

Was tut not, wenn langjährig bestehende Trauercafés in Routine verfallen sind? Ein Trauercafé kann sich eine externe Moderatorin, einen Coach oder Supervisor suchen, der / die die Situation analysiert.  So wurde ich neulich gerufen, ein Trauercafé zu beraten, das seit sieben Jahren besteht.

 

 

Es stellte sich schnell heraus, dass im Trauercafé Gäste waren, die teilweise sieben bis vier Jahre Abstand zum Trauergeschehen hatten, aber nicht ausscheiden wollten. Das Trauercafé war übergegangen in eine Art Geselligkeit für ältere Witwen und Witwer. Neue Besucher kamen fast gar nicht mehr in die Gruppe und wenn sie kamen, fanden sie nicht in die Gruppe herein. Die Gruppe war nicht mehr offen für Neue. Die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt war fast eingeschlafen. Der Leiter des Trauercafés war sich seiner Rolle unsicher geworden.

 

 

Was für Fragen kann man in so einer Situation stellen? Ich stelle Projekten dann oft folgende Fragen:

 

 

  •  Sind Sie noch offen für Neue?
  • Wie oft kommen überhaupt Neue in die Gruppe?
  • Was wird gemacht an Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die Gruppe und ist das ausreichend?
  • Was geschieht, wenn Neue in die Gruppe kommen?
  • Welche Rolle hat der Leiter / die Leiterin des Trauercafés? Trauerbegleitung, Entertainer für einsame Witwen und Witwer, Seniorenprogramm, Therapeut für Einsamkeit und Depression?
  •  Welche Rollen will der / die Leiterin des Trauercafés einnehmen?
  • Wie viele „Alte“ sind in der Gruppe, wie lang ist ihr Abstand zum Trauerfall, und warum können sie sich nicht von der Gruppe lösen?

 

Wenn ein Trauercaféprojekt in die Jahre gekommen ist, nicht mehr wirklich offen ist für Neue, sich aber immer weiter trifft, gibt es folgende Lösungsmöglichkeiten:

 

 

  •  Übergang in Geselligkeit, unabhängig vom Trauercafé einen Witwer- und Witwenstammtisch oder Ü-70 Singlestreff anbieten.
  • Therapieangebote für diejenigen ermöglichen, die in erschwerten, verschleppten, verzögerten Langzeit-Trauerprozessen sind.
  •  Loslösungsangebote, in Würde gehen dürfen, Freundschaften aus dem Trauercafé pflegen dürfen, ins Leben gehen dürfen?
  • Frischen Wind ins Team des Trauercafés  bringen durch neue Ehrenamtliche, neue Supervision, neue Leitung.
  • Welche Angebote können wir für neue, akut Trauernde machen und welche Loslösungsangebote für die langjährigen Stammgäste?
  •  Wie können wir die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, so dass wieder neue Personen in die Gruppe finden?
  • Wie kann eine neue Struktur der Treffen aussehen, damit Neue wieder gut integriert und willkommen geheißen werden können?

 

Mit diesen Fragen berate ich oft zuerst einzeln die Leitungskraft des Trauercafés und dann evtl. auch die Gäste in einer Sondersitzung. Es geht um eine grundlegende Inventur der Gruppensituation und um das Erarbeiten von Lösungsmöglichkeiten, mit denen alle gut leben können.

 

 

Wenn Sie in einer ähnlichen Situation sind, nehmen Sie gerne Kontakt auf!

 

 

Herzliche Grüße,

 

Monika Müller-Herrmann

 

 

 

 

 

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