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Corona, der Frühling und die Trauer

Corona, der Frühling und die Trauer

 

 

Menschen in Trauer sind in einem persönlichen Ausnahmezustand. Sie haben ohnehin  sehr stark mit Einsamkeit zu tun. Dazu kommt jetzt für sie wie für uns alle der gesellschaftliche Ausnahmezustand der Corona Krise. Viele Dinge, die wir sonst unternehmen, um uns fit zu halten (Sportkurse, Yogakurse), um Trost zu finden (Gottesdienste), um Menschen einfach zu treffen (Stammtische, Kneipen) sind jetzt nicht mehr möglich.

 

 

Für Trauernde ist das eine besondere Zumutung. Wir alle fühlen uns im Moment eingeengt durch die gesundheitspolitisch notwendigen Maßnahmen, aber für Trauernde ist es ein besonderer zusätzlicher Stress. Dazu fallen viele Trauergruppen und Trauercafés aus. Der Frühling scheint in einem lebhaften Kontrast dazu zu stehen, die Tauben gurren, die Büsche und Blumen blühen immer mehr. Die Natur scheint unbeeindruckt von dem gesellschaftlichen Ausnahmeereignis.

 

 

Was geht jetzt noch?

 

 

Telefonieren geht. Wenn ich Angst habe, jemanden ungebeten anzurufen, kann ich eine Telefonverabredung treffen. Wir können verabreden, wir rufen uns immer dienstags um 18 Uhr an. Dann weiß ich, der Angerufene stellt sich auf mich ein. Viele Therapeuten, Seelsorger und Berater stellen ihr Angebot um auf seelsorgerliche und therapeutische Beratung am Telefon. Nutzen Sie dieses Angebot! Wenn Sie sich in Ihrer Trauergruppe nicht mehr persönlich treffen können, rufen Sie sich gegenseitig an oder gehen Sie gemeinsam spazieren.

 

 

Spazieren gehen, Bewegung in frischer Luft ist im Moment noch erlaubt. Einkaufen von Lebensmitteln genauso. Sehen Sie es als besondere Herausforderung an, dass Sie jetzt vermehrt darauf angewiesen sind, für sich selbst zu kochen. Die Restaurants schließen, die Kantinen oft auch. Ein Witwer in meiner Gruppe sagte: „Ich habe die letzten Wochen viel von Nudeln mit Tomatensauce gelebt. Das ist jetzt ständig ausverkauft. Ich übe jetzt bewusst neu, für mich zu kochen. Aber es fühlt sich noch unsicher an, so mechanisch. So gut wie bei meiner Frau schmeckt es einfach nicht!“ oder unterstützen Sie die Gastronomie, indem Sie einen Lieferservice ausprobieren. Viele Gaststätten bieten jetzt einen guten Lieferservice an. Laden Sie sich aus dem Internet Rezepte runter, üben Sie jetzt bewusst das Kochen oder laden Sie eine einzelne,  vertraute Person zu Essen zu sich ein.

 

 

Gartenarbeit geht oder den Balkon bepflanzen. Frühjahrsputz geht. Aufräumen, Entrümpeln, Keller ausmisten geht noch. Und üben Sie, Pausen einzulegen. Der Wunsch nach Entschleunigung, dem jetzt viele Berufstätige gerne nachgeben, ist für Trauernde nicht einfach. Für sie scheinen mit dem Tod des geliebten Menschen sowieso die Uhren anders zu gehen. Trauernde können es sich auch oft nicht einfach zu Hause gemütlich machen. Eine Witwe sagte: „Ich denke jetzt oft, gemeinsam mit meinem Mann hätte ich diese Corona Krise besser bewältigt. Da hätten wir es uns zu zweit gemütlich gemacht oder wären zu zweit viel gewandert. Ich hatte aber in meiner Trauer oft das Bedürfnis, möglichst wenig Zeit alleine zu Hause zu verbringen…“

 

 

Schreiben Sie Tagebuch, schreiben Sie Briefe, schreiben Sie sich Ihre Trauer von der Seele. Nutzen Sie Emails und Briefpost, Telefon, und die sozialen Medien, um auf dem Laufenden zu bleiben und Kontakte zu halten. Wenn Sie Kinder in der Familie haben oder in der direkten Nachbarschaft, bieten Sie Kinderbetreuung an. Viele Eltern sind im Moment völlig überlastet damit, dass sie einerseits Homeoffice machen müssen und andererseits die Kinder betreuen müssen.

 

 

Wenn Sie zu einer Selbsthilfegruppe gegangen sind, erfragen Sie, in welcher Form diese jetzt stattfindet. Viele Selbsthilfegruppen stellen auf Onlinekontakte oder Telefonkonferenzen um.

 

 

Sorgen Sie in vernünftigem Umfang für Vorräte, aber machen Sie bitte keine großangelegten Hamsterkäufe. Die Appelle der Bundesregierung und des Lebensmittelhandels sind da ganz eindeutig. Kleine Treffen mit ein, zwei Personen sind im Moment noch erlaubt, am besten gehen Sie mit etwas Abstand miteinander spazieren.  

 

 

Eine Strategie haben die Trauernden uns voraus: Sie sind gewohnt, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche zu planen, mit ständig wechselnden Stimmungslagen und Realitäten umzugehen und vieles auszuhalten. Lernen wir davon!

 

Auch ich biete gerne telefonische Beratungen an und habe meine Trauergruppen und Selbsthilfegruppen auf Telefonkonferenzen umgestellt. Gerne können Sie mich anrufen, wenn Sie einen Telefontermin haben möchten.

 

 

Bleiben Sie gelassen und gesund,

 

Monika Müller-Herrmann

 

 

 

 

 

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