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Demenzdiagnostik

 

Die Demenzdiagnose

 

 

Was gehört zu einer Demenzdiagnose und wann lohnt sie sich? Was kann der Hausarzt machen, wofür benötigt es den Facharzt?

 

Die Demenzdiagnose ist eine klassische Ausschlussdiagnose. Während man früher sagte, erst der Pathologe können nach dem Tod die genaue Diagnose feststellen, kann heute eine Demenzdiagnose schon im Frühstadium sehr gründlich und genau sein.

 

 

Was kann der Hausarzt machen?

 

 

Der Hausarzt kann erste Laborergebnisse sammeln und schon einmal eine Ausschlussdiagnose abklären: Die Schilddrüsenunterfunktion. Eine unentdeckte Schilddrüsenunterfunktion kann mit Demenz verwechselt werden. Außerdem kann der Hausarzt einen einfachen, psychologischen Test durchführen, den sogenannten Minimental Test. Darin werden ca. 25 Fragen gestellt, die erste grobe Hinweise auf die Merkfähigkeit und die räumlich-zeitliche Orientierung und das räumliche Sehen geben.

 

Außerdem kennt Ihr Hausarzt den Blutdruck, die Herzkreislauf-Lage und kann hier die Risiken abschätzen.

 

 

Danach sollte eine Überweisung an einen Neurologen oder besser eine Gedächtnisambulanz oder Memoryklinik erfolgen. Hier werden meistens fünf Termine in Folge gemacht, zu denen die Angehörigen immer mitkommen müssen.

 

 

Dabei wird folgendes geklärt:

 

 

Ausführliches Aufklärungsgespräch mit Angehörigen und Betroffenen zusammen.

 

 

Erneut Blutwerte: Vitamin B Mangelzustände, Folsäure Mangel, einige seltene Infektionskrankheiten werden ausgeschlossen.

 

 

Bildgebende Verfahren. Das Beste Bildgebende Verfahren für die Frühdiagnostik von Demenz ist die PET, Positron Emission Tomographie. Anders als in der MRT sieht man hier nicht nur bereits abgebaute Hirnzellen, sondern man sieht Bereiche, in denen die Stoffwechselaktivität stark reduziert wird. Gemacht wird das, indem man eine radioaktiv markierte Zuckerlösung injiziert, dadurch wird die Stoffwechselaktivität auf der MRT erkennbar. Das Ganze ist relativ wenig belastend für den Körper, da die Zuckermoleküle schnell zerfallen.

 

 

Ausführliche Psychologische Testung: Sprache, Wortfindung, Gedächtnis, Orientierung und Konzentration werden getestet durch ausführliche, wissenschaftlich gut abgesicherte psychologische Tests. Außerdem wird eine weitere Ausschlussdiagnose abgeklärt: Ob eine Depression vorliegt. Hierzu fragt man nicht einfach: „Fühlen Sie sich depressiv und niedergeschlagen?“, sondern man fragt z.B. 25 häufige Depressionssymptome ab. Auch eine unerkannte Depression kann Demenzähnliche Symptome verursachen.

 

 

Am Ende findet wieder ein ausführliches Auswertungsgespräch statt. Laut Stand ärztlicher Kunst sollte außerdem der Verlauf abgewartet und die Untersuchungen nach einem halben Jahr oder einem Jahr wiederholt werden.

 

 

 

Was ist der Sinn der ganzen Diagnostik?

 

 

Zum einen werden Krankheiten erkannt und ausgeschlossen, die behandelbar sind: Eine Schilddrüsenunterfunktion ist gut behandelbar, Depressionen sind behandelbar, Folsäure oder Vitamin B Mangel ist gut behandelbar. Zum anderen klärt die Diagnostik, welche Art von Demenz vorliegt und wie weit fortgeschritten sie ist.

 

 

Je nach Art der Demenz kann eine medikamentöse Therapie zumindest den Verlauf hinauszögern oder abmildern. Diese Medikamente kann jedoch nur der Neurologe dauerhaft verschreiben, der Hausarzt wird damit sein Budget nicht belasten wollen.

 

 

Wann lohnt eine Demenzdiagnostik?

 

 

Sie lohnt sich im frühen Verdachtsfall, wenn eine Abgrenzung zur Depression schwierig erscheint, und im mittleren Krankheitsstadium. In sehr hohem Alter und in weit fortgeschrittenem Stadium macht sie keinen großen Unterschied mehr.

 

 

Was tun, wenn mein Angehöriger nicht zur Diagnose gehen möchte?

 

 

Zumindest zum vertrauten Hausarzt sind die meisten Menschen bereit, zu gehen. Hier kann ein erstes, grobes Bild gewonnen werden. Vielleicht kann der Hausarzt ihren Angehörigen danach besser überzeugen als sie selbst.

 

 

Auch meine Schwiegermutter hat sich anfangs mit Händen und Füßen gegen eine Diagnostik gewehrt. Sie war dann aber doch bereit, mitzugehen, als wir die Termine vereinbart hatten, und ließ die Untersuchungen machen, weil wir sie in allen Schritten begleitet haben. Ich wünsche Ihnen Mut, Geduld und Gelassenheit bei dem Thema. Verdrängung der Erkrankung und mangelnde Krankheitseinsichtsfähigkeit können für die Angehörigen ein großes Problem sein.

 

Monika Müller-Herrmann

 

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