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Wie läuft eine Schulung zu*r Trauerbegleiter*in ab?

Qualifizierung zur Trauerbegleitung im Ehrenamt – wie läuft das ab und was geschieht da?

Eine Trauerbegleitung im Ehrenamt zu beginnen, ist eine mutige Entscheidung und eine spannende Aufgabe. Viele Menschen, die diesen Weg gehen, haben vorher selbst eine Trauererfahrung gemacht. Viele haben sich vorher schon länger in der Sterbebegleitung engagiert und wollen jetzt auch Trauerbegleitung machen. Manche Hospizvereine trennen strikt zwischen Ehrenamtlichen, die Trauerbegleitung machen und den Ehrenamtlichen, die Sterbebegleitung machen. Dann heißt eine Entscheidung für die Trauerbegleitung, mit der Sterbebegleitung aufzuhören. Das ist manchmal eine schwere Entscheidung.

 Zur akuten Trauer sollte mindestens ein, besser zwei Jahre Abstand bestehen. Auf das Ehrenamt bereitet in der Regel ein Kurs vor.

 

Wie verläuft der?

Eine Qualifizierung zur Trauerbegleitung im Ehrenamt, früher die sogenannte „kleine Basisqualifikation Trauerbegleitung“, berechtigt dazu, in der geschützten Struktur eines Hospizvereins oder einer Kirchengemeinde, unter fachlicher Leitung einer hauptamtlichen Person, Trauerbegleitung anzubieten. Das können Trauerwanderungen sein, offene Trauercafés oder geschlossene Trauergruppen. Die leitende hauptamtliche Person sollte die sogenannte „große Basisqualifikation“ haben, die heute „Qualifikation für Trauerbegleitung im Hauptamt“ genannt wird.

 

In der Qualifizierungen trifft sich eine Gruppe, hier eine Gruppe Ehrenamtlicher, für ca. 70 bis 80 Stunden an mehreren Tagen. Z.B wie bei mir an vier Wochenenden. Sie lernen gemeinsam etwas über Trauermodelle, über sogenannte gesunde Trauerprozesse, über Faktoren erschwerter Trauer. Sehr viel Zeit ist am Anfang dem gemeinsamen Kennenlernen gewidmet und dass sich ein Vertrauen in der Gruppe bildet. Theorieanteile, Rollenspiele, praktische Übungen wechseln sich ab. Und es geht nicht immer ernst und traurig zu, es wird auch gelacht.

 

Dazu kommen Übungen, die der Selbsterfahrung dienen. Wir mussten z.B. unseren Lebenslauf mit einem bunten Seil darstellen und die Höhen und Tiefen, die Verluste und Ressourcen, mit Symbolen darstellen. Daraus entstanden sehr eindrückliche Symbolische Bilder von unserem Lebensweg. Sehr offen sprachen wir über die Verluste in unserem Leben und über die Hilfen, die wir gefunden hatten. Ich hatte z.B. eine Muschel gewählt als Symbol für die Spiritualität, die mich getragen hatte.

 

Andere wählten Playmobilfiguren, Schmetterlinge, Spielzeugautos. Die Arbeit mit den Symbolen war uns erst fremd und am Ende wollten wir sie gar nicht mehr hergeben und in die Kisten zurücklegen, so sehr waren sie Teil unseres Lebenswegs geworden.

Eine Ehrenamtliche aus unserer Gruppe war sehr verwundert über den Umfang der Selbsterfahrung. Warum machen wir so viel Selbsterfahrung, fragte sie? Wir müssen uns mit unseren eigenen Tiefen und Verlusten noch einmal auseinandersetzen, lernten wir. Wir müssen unsere blinden Flecken kennen, unsere eigenen Verletzlichkeiten, ein Stück weit erfahren, wo unsere eigene Trauer vielleicht noch nachreifen muss.

 

Dazu machten wir viele praktische Übungen und Rollenspiele. Wie gestalte ich eine Eingangsrunde in einer Gruppe? Was ist der Anfangsteil eines Gruppentreffens und was ist der Ausklang? Wie gehe ich mit Gästen um, die nicht mehr gehen wollen? Wir rückten Tische, wir spielten Gäste in einem Trauercafé, wir spielten Begleitung, wir übten Gruppenrunden zu leiten. Und immer wieder der Einsatz von Symbolen und praktischen Hilfsmitteln.

 

Die Qualifikation für Trauerbegleitung im Ehrenamt bereitet darauf vor, in einem strukturierten Rahmen, unter fachlicher Anleitung, verschiedene Trauerangebote durchzuführen. Dazu müssen einige Fertigkeiten in Gesprächsführung, Aktives Zuhören können, in Symbolarbeit und in Gruppendynamit erlernt werden. Auch Selbststudium ist dabei. Wir lasen alle ein Buch und berichteten darüber, was es in uns ausgelöst hatte und uns sagte.

 

Die Theorie, acht verschiedene Trauermodelle, blieb manchen fremd, manche empfanden sie als hilfreich. Jedes Modell erklärt eine andere Facette des Trauerprozesses und macht deutlich, woran wir erkennen können, wie weit jemand in seiner Trauer ist, ob die Trauer erschwert oder komplex ist und ob es Engpässe gibt im sozialen Netz.  Ob das Trauermodell Aufgaben, Stufen, Phasen, Gezeiten hat oder eine Hängeleiter ist, es zeigt etwas anderes vom Leben der trauernden Menschen.

 

Wir haben viel geweint in dem Kurs, aber auch viel gelacht. Kleenextücher langen immer bereit, ebenso unsere Tagebücher für die Notizen, die wir am Anfang bekommen hatten. Denn neben dem Lernen des Stoffs und dem Üben mit dem Material hat jede von uns in dieser Zeit auch einen immensen Schub in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und der eigenen Persönlichkeit gemacht. Ich habe sehr viel für mich selbst gelernt, sagte ein Mann, dafür hat sich der Kurs schon gelohnt.

 

Mein eigener Kurs ist jetzt über 10 Jahre her, inzwischen habe ich auch die große Qualifikation nachgeholt. Wenn Sie sich für eine solche Qualifizierung interessieren, wenden Sie sich an mich, ich biete ab dem 1.10.22 eine Qualifizierung in Frankfurt an. Anmeldeschluss ist der 20.9.2022.

 

Mit diesem Qualifizierungsangebot möchte ich in Frankfurt ein Angebot machen, die sogenannte frühere „kleine Basisqualifikation in Trauerbegleitung“ zu erwerben, die heute als „Befähigung zur Trauerbegleitung im Ehrenamt“ vom Bundesverband Trauerbegleitung e.V. (BVT) geführt wird.

 

Dieser Kurs ist offen für Menschen, die sich für Trauerprozesse interessieren und mehr darüber erfahren möchten. Der Kurs ist insbesondere gedacht für Menschen, die für Trauernde zur Verfügung stehen wollen im Rahmen von Hospizdiensten und ehrenamtlichen Vereinen. Wer Trauernde im Rahmen einer kostenlosen „Erstversorgung“, die durchaus mehrere Gespräche umfassen kann, begleiten möchte, kann hier Methoden der Trauerbegleitung kennen lernen. Auch Ehrenamtliche aus Kirchengemeinden, die z.B. ein Trauercafé anbieten wollen, sind angesprochen.

 

Unverzichtbare Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur Selbsterfahrung, psychische Belastbarkeit sowie Respekt vor Menschen verschiedener Weltanschauungen.

 

Ziele und Kompetenzen

Als Teilnehmende erweitern Sie Ihre Kompetenzen in Gesprächsführung und Kommunikation, besonders in belastenden Situationen. Sie erweitern Ihre Fähigkeiten in Prozessgestaltung. Sie bauen Ihre Kenntnisse von Trauerprozessen in erschwerten Situationen und in verschiedenen Altersgruppen und Lebensphasen aus. Sie vertiefen Ihre Wahrnehmungskompetenz hinsichtlich der Unterscheidung von Trauer- und Sterbebegleitung, Trauer und Depression sowie verschiedenen Beratungsformaten.

 

 

 

Sprechen oder schreiben Sie mich an! Der Kurs geht über vier Wochenenden und kostet 1090 Euro. Die Kosten werden in der Regel von dem Hospizdienst oder der Kirchengemeinde erstattet, wo Sie sich dann engagieren wollen.

Die Termine für 2023 stehen ebenfalls schon fest.

Herzliche Grüße,

Monika Müller-Herrmann

Monika.mueller-herrmann@gmx.de

 

 

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