
„Wie kannst du für Trauerbegleitung Geld verlangen?“
Diese Frage wird mir oft gestellt – und nicht selten mit einem vorwurfsvollen Unterton. Andere formulieren es drastischer: „Sie wollen mit dem Leid anderer Menschen doch nur Geld verdienen!!“ Was bei einem Bestatter, einem Arzt, einer Paartherapeutin oder einer Psychotherapeutin offensichtlich bereits lange akzeptiert wird, ist es bei Trauerbegleitung nicht.
Ein weiteres Argument, was ich einmal hörte war: „Der Pfarrer macht das doch auch umsonst!“ Nun, ja, nicht jede und jeder mag zu einem Pfarrer oder Seelsorger gehen und kirchliche Beamte sind in Wirklichkeit sehr gut bezahlt, finanziell sehr gut abgesichert und kosten unsere Kirchensteuern.
Am krassesten formulierte es ein Anonymer User unter einem Blogartikel von mir, der schrieb: „Achtung, diese Frau, die sich hier Trauerbegleiterin nennt, ist nur Abzocke, vertraut ihr bloß nicht!“
Ich weiß nicht, wie dieser User oder diese Userin zu dieser Einschätzung kam. Ich arbeite seit über 20 Jahren im Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleitungsbereich. Davon 15 Jahre als Angestellte in einem gemeinnützigen Verein und 8 Jahre als Selbständige. Ich erlebe mich weder als raffgierig noch als abzockend.
Doch ich stehe dazu: Meine Arbeit hat ihren Wert – und sie darf etwas kosten. Ich begleite Menschen in ihren tiefsten Krisen. Das erfordert nicht nur Mitgefühl, sondern auch Fachwissen, Erfahrung und eine stabile innere Haltung. Ich bin Psychologin, ich habe lange studiert dafür.
Ich investiere kontinuierlich in Fortbildungen und Supervision – damit ich anderen wirklich helfen kann.
🌀 Trauerbegleitung ist keine Gefälligkeit, sondern eine professionelle Dienstleistung.
🌀 Ein Honorar bedeutet Wertschätzung – für die Klient:innen und für mich.
🌀 Und es ist ein Beitrag zur Qualität und Nachhaltigkeit meiner Arbeit.
Wer Verantwortung trägt, darf sich auch fair bezahlen lassen.
Gerade in sensiblen Lebensphasen ist Professionalität kein Luxus – sondern essenziell.
Was denkst du dazu?
„Würdest du deiner Therapeutin vorwerfen, dass sie Geld nimmt?“ Würdest Du einem Bestatter vorwerfen, dass er Geld nimmt? Bei vielen gesundheitlichen Dienstleistungen merken wir nicht, wie viel Geld sie kosten, da wir sie meistens nicht selbst bezahlen, sondern unsere Krankenkasse. Viele Menschen sind bereit, für Osteopathie, für Chiropraktiker, für medizinische Fußpflege, für einen guten Friseur, für Heilpraktiker Geld auszugeben, von den ganzen IGEL Leistungen mal zu schweigen…
„Warum wird es also mir – als Trauerbegleiterin, vorgeworfen, dass ich Geld nehme?“
Wir haben in vielen Ländern ein abgestuftes System der Trauerbegleitung:
⃝ Ehrenamtliche, niedrigschwellige Trauerbegleitung, die meist kostenlos von Kirchengemeinden und Hospizvereinen angeboten wird. Das können niedrigeschwellige Trauercafés, Trauerwanderungen, manchmal auch Einzelbegleitungen sein.
⃝ Trauerberatung von speziell ausgebildeten und geschulten Fachkräften und Expertinnen wie mir, die entweder in Hospizvereinen arbeiten oder eben in freiberuflicher Praxis, oft mit langjähriger Erfahrung.
⃝ Trauertherapie im Sinne von Psychotherapie bei Menschen, die eine Krankheitswertige Trauer oder eine Kombination aus Trauer und psychischen Störungen entwickelt haben. Diese werden von Psychologinnen und Psychologischen Psychotherapeutinnen beraten und therapiert. Das kann bei Kassenzulassung eine für den Patienten/Klienten scheinbar kostenfreie Leistung sein, bei Psychologinnen ohne Kassenzulassung muss es privat bezahlt werden.
Vielen Menschen, die Trauerbegleitung aufsuchen, kennen nicht dieses unterschiedliche Angebot. Sie wissen nicht, was die Unterschiede im Angebot, in der Professionalität und in der Fachlichkeit sind. Sie suchen in akuter Not nach einem Angebot.
Immer wieder werde ich auch angerufen von Menschen, die mir sagen, sie hätten eine Überweisung vom Hausarzt für Psychotherapie und ob sie diese bei mir einlösen könnten. Ich sage dann immer wieder, es tut mir leid, ich habe keine Kassenzulassung und keinen Kassensitz. Und viele denken dann, ich sei gerne freiberufliche Psychologin, die gerne nur Selbstzahler nimmt. Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin leidenschaftlich gerne Trauerbegleiterin. Seit vielen Jahren. Gesunde Trauer ist keine Kassenleistung, nur Trauer im Zusammenhang mit psychischen Störungen ist eine Kassenleistung.
Und viele Menschen stellen sich nicht vor, wie extrem aufwändig, teuer und schwierig es ist, einen Kassensitz zu bekommen. Wenn ich jemals in meinem Leben das Geld dazu gehabt hätte, hätte ich das gemacht. Ich habe spät studiert und wollte in die Hospiz- Palliativ- und Trauerbegleitung. Das war mein Lebenstraum, das ist meine Berufung. Seit ich den Film „noch 14 Tage“ gesehen und seit ich im Freiwilligen sozialen Jahr Kübler Ross gelesen hatte, wollte ich in die Hospizarbeit. Den Traum habe ich mir erfüllt. So kann ich heute sagen, ich bin Trauerexpertin, ich bin Palliativpsychologin und ja, Ich verlange Geld für Trauerbegleitung. Und das ist gut so.
Was denkst du darüber? Schreib es in die Kommentare!
Und falls Du mit dem Gedanken spielst, eine eigene Praxis als Trauerbegleiter oder Trauerbegleiterin zu gründen, Dich selbständig zu machen, ich biete dazu immer wieder Workshops an. So z.B. am Samstag, 12.7.2025, vormittags, 10:00 bis ca. 12:30 Uhr.
Hier kannst Du den Workshop buchen! Für nur 29 Euro mit Last Minute Rabatt!
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Bild by pixelio von Andreas Hermsdorf.
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