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Trauertrigger - wie damit umgehen?

Trauertrigger – was ist das? und wie damit umgehen?

 

 

Immer wenn ich mir Rucola Salat mache, werde ich 😢 traurig... kennst du das auch? Scheinbar belanglose, nebensächliche Dinge, bestimmte Speisen, Gerüche oder Klänge, Musik oder Songs lösen tiefe Trauer aus. Man nennt das Trauertrigger.

 

Als ich meinen Mann kennengelernt habe, habe ich zwar gerne Rucola Salat gegessen, aber ich konnte ihn nicht selbst machen...mein Mann, der sich besser mit der italienischen Küche auskannte, erklärte mir, ich müsse mehr Olivenöl nehmen, ein Spritzer Zitronensaft und Balsamico Essig. Ich sehe es noch wie heute vor mir, wie er mir das bei unserem dritten Kennenlernenteffen erklärte: "Es gibt eines, woran die italienische Hausfrau nie spart: Olivenöl!"

 

 

Deswegen ist der leckere, harmlose Rucolasalat ein Trauertrigger. Ich esse ihn total gerne, ich mache ihn auch manchmal nur für mich...aber er macht mich traurig... Was sonst kein anderer Salat bei mir auslöst. Ich vermisse dann meinen Mann und die wundervollen Salate und Pastasucen, die er gemacht hat...

 

 

Eine Trauernde erzählte mir einmal, dass sie im Rewe stand und im Regal das Pflaumenkompott sah, das ihr Vater immer so gerne gegessen hat, und dass sie mitten im Rewe weinen musste. Trauertrigger können uns unvermittelt treffen, mitten im Rewe, oder ein Song im Radio, oder ein Brief eines guten Freundes. Ein Mann setzt sich in der U-Bahn neben uns und hat das gleiche Rasierwasser wie unser Mann oder unser Vater es nutzte. Trauertrigger gehen unmittelbar ins Herz, ins Gefühl, wir sind oft ganz machtlos dagegen, da sie ohne Umwege in die emotionale Bewertung einfließen und starke Gefühle auslösen.

 

 

Auch ein Schreiben von Ämtern und Behörden, das noch einmal alles aufwühlt, kann so ein  Trauertrigger sein. Gemeint ist damit ein äußerer Anlass, der für andere Menschen, ohne Deine Trauergeschichte, völlig harmlos und belanglos ist, der aber für Dich, aufgrund Deiner Trauergeschichte, eine besondere Bedeutung hat.

 

 

Wie damit umgehen, wenn Dir so ein Trauertrigger begegnet?

 

 

Wenn es eine sichere Situation ist, zu Hause z.B., nicht mitten im Rewe oder mitten auf der Arbeit, kannst Du Deinen  Gefühlen Raum geben und sie zulassen. Es ist  Teil des Trauerverarbeitungsprozesses, dass Du immer wieder unvermittelt, ausgelöst durch solche Reize von Außen, Erinnerungen, Trauer, Schmerz spürst. Das gehört zur Trauer in einem gewissen Rahmen dazu. 

 

Wenn Du Dich in Dir oder in Deiner Umgebung nicht sicher fühlst, gibt es im Umgang mit Triggern ein paar Techniken aus der Traumatherapie, die Du für Dich ausprobieren und selbst anwenden kannst.

 

 

Hilfreiche Übungen sind alle Techniken, um mich in die Gegenwart holen:

 

 

Bewusst mit den Füßen auftreten, ein paar Schritte gehen. Den  Bodenkontakt spüren. Ein paar Schritte laufen, bewusst aufstampfen, auftreten.

 

 

Sich genau das heutige Datum, die heutige Uhrzeit, den heutigen Wochentag laut aufsagen.

 

 

Sich sagen: „ch bin xy, ich bin x Jahre alt, das Ereignis ist jetzt schon xy Wochen / Tage / Monate vorbei.“

 

 

Herausbekommen, welche Körperbewegung mich in die Gegenwart holt. (Arme bewegen, Hände bewegen, mit Füßen aufstampfen, mich kurz kneifen oder einen Knetball oder Igelball kneten)

 

 

Bewusst an fünf Dinge denken und diese laut aussprechen, die nichts mit dem Schock / Traumaereignis/der Trauer zu tun haben.

 

 

Andere starke körperliche Reize setzen: Etwas scharfes Essen, z.B. in Knoblauch beißen, in Ingwer beißen, etwas sehr starkes Riechen, (Das gute alte Riechfläschchen unserer Omas!!). Etwas sehr Süßes essen, Igelball fest in die Hand pressen.

 

 

Jeder sinnliche Reiz, der mich im Körper und in der Gegenwart hält, ist gut, aber bitte keine selbstverletzenden Reize setzen!

 

Die Tresor Übung

 

 

Für den Umgang mit belastenden Bildern hilft die visuelle „Tresor Übung“. Diese solltest Du ein paarmal üben, am besten mit Deiner Therapeutin oder Trauerbegleiterin zusammen!

 

 

Stell Dir vor, Du schließt die Augen. Du spürst bewusst Deinen Körper, Deine Füße auf dem Boden, wie sie feststehen, und wie Du sitzt. Du spürst, wie Deine Arme bewusst aufliegen. Atme ruhig ein und aus, zweimal ein- und aus. Stelle Dir dann bewusst das belastende Bild vor, atme so ruhig wie möglich weiter. Dann stelle Dir vor, wie das Bild ein Foto wird, ein ganz flaches Foto. Stelle Dir dann vor, wie Du das Foto in einen stabilen, dichten Tresor legst und diesen fest schließt. Wenn die Bilder immer wieder auftauchen, wiederhole diese Übung mehrmals täglich. Es kann sein, dass es dann nach einiger Übung hilft, sich nur noch den Tresor vorzustellen. Erlaube Dir, das belastende Bild „visuell wegzuschließen“, und es erst in der Trauerbegleitung oder in der Therapiestunde wieder anzusprechen!

 

 

Einfache Strategien:

 

Nutze gesunde Entspannungswege, gehe spazieren, mache Sport, schlafe viel, wenn es Dir trotz der Trauer möglich ist.

 

Suche, wenn die Trauertrigger oder die belastenden Bilder immer häufiger kommen, unbedingt die Hilfe eines/r Psycholog/in auf, denn es kann sein, dass Du zusätzlich zu Deiner gesunden Trauer Trauerbegleitung und/oder psychologische Hilfe benötigst!

 

Welche Trauertrigger kennst Du? Wie gehst Du damit um? Wie gehst Du als Trauerbegleitende mit Trauertriggern Deiner Klient:innen um? Schreibe es gerne in die Kommentare!

 

Mit herzlichen Grüßen

Monika Müller-Herrmann

 

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